Platons Symposion als literarische Vorlage: Thomas Oser führte als Sprecher bei

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Ein rauer, unberechenbarer Liebesgott

Südwest-Presse über "Über den Eros"

Eros und Wein" im Münsinger Zehntscheuer-Theater

Platons Symposion als literarische Vorlage: Thomas Oser führte als Sprecher bei "Eros und Wein" in die Sitten und Gebräuche der alten Griechen ein. Amanda Chominsky begleitete ihn auf der Querflöte.

"Eros und Wein": Ein philosophisch und musikalisch unterhaltsames Trinkgelage ohne Rausch genossen am Freitagabend etwa 30 Besucher im Münsinger Zehntscheuer-Theater. Thomas Oser ließ bekannte altgriechische Philosophen und Dichter zu Wort kommen.
SABINE HERDER

MÜNSINGEN Platons berühmtes Stück "Das Trinkgelage oder Über den Eros" lag dem Theaterabend der Volkshochschule Münsingen zugrunde. Thomas Oser als Sprecher und Amanda Chominsky an der Querflöte gestalteten das "Gelage". Dazu gesellte sich Weinkenner Hans Mayer, der den Gästen des anspruchsvoll-vergnüglichen Abends passend zum Thema zwei außergewöhnliche griechische Weine kredenzte. Nicht nur über die Weine gab es Wissenswertes zu hören, Historisches und Philosophisches begleiteten den Abend auf unterhaltsame und fesselnde Weise.

Man stelle sich ein typisches altgriechisches Trinkgelage im alten Athen vor:Einige historisch verbürgte Männer treffen sich im Haus des Agathon, um zufeiern. Da jedoch alle noch vom Vorabend verkatert sind, beschließen sie, aufden Wein zu verzichten und stattdessen reihum Lobreden auf den Eros zu halten. Zu Wort kommen Sokrates, der Philosoph, Aristophanes, der Komödiendichter, Agathon, der Tragödiendichter, Eryximachos, ein Arzt, Phaidros, dessen Geliebter, und Pausanias, Liebhaber des Agathon.Zum besseren Verständnis der damaligen Gesellschaft und Gebräuche ließThomas Oser, der das Stück szenisch bearbeitet hatte, immer wieder kurzeErläuterungen einfließen. So erfuhren die Gäste im Zehntscheuer-Theater unteranderem, wie es die alten Griechen mit der Liebe zwischen Männern hielten undwie so ein geselliges Trinkgelage in der Regel ablief (das altgriechische Wortdafür ist übrigens "Symposion").

Die Reden der Athener Männer über den Eros hat er für seine Darbietungverständlich verkürzt. Jeder der alten Griechen verkündet sodann seine Sicht des Eros, der mal traditionell, mal zweigeteilt in himmlisch und irdisch, gesund und krank machend, mächtig in seinem Verlangen nach Ganzheit oder eben nur jung, zart und geschmeidig erscheint.

Erst Sokrates, der Philosoph, widerlegt seine Vorredner: Eros ist nicht hehr undheilig, sagt er, sondern rau, struppig und unberechenbar. Ein Zwischenwesenund kein wirklicher Gott. Sein Bild des Eros entspringt einem Gespräch ausseiner Jugend mit Diotima: Sie lehrte ihm das Bild des Eros als Mittler zwischen Menschlichem und Göttlichem, zwischen Erscheinungen und Ideen hin zumGuten und Schönen, das ihn letztlich glücklich macht.

Die von Thomas Oser mit nur wenigen Utensilien, aber ansprechender Ausdruckskraft in Szene gesetzten Redner begleitete Amanda Chominsky zwischen ihren Reden musikalisch sehr virtuos auf der Querflöte. Mit anspruchsvollen klassischen Stücken stellte sie dabei großes instrumentales Können unter Beweis. Zu hören waren unter anderem Stücke von Bach, Debussy, Marais und Hannon. Einstieg und Ausklang des Abends waren jeweils die von Hans Mayer zur Probevorgestellten Weine aus Griechenland, die den philosophischen undvergnüglichen Abend gehaltvoll abrundeten.
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