Theater-Talk im Café Seegras: (von links) Thomas Oser, Regina Reichert, Rolf Wenhardt und Barbara Koch. Foto: heb

Theater-Talk im Café Seegras: (von links) Thomas Oser, Regina Reichert, Rolf Wenhardt und Barbara Koch. Foto: heb

Das Geld fehlt den Profis und den Amateuren

Nürtinger Zeitung über Café Seegras "Theater, Theater!"

Talkrunde im Café Seegras drehte sich um das Thema „Theater“ - Finanzierung der Projekte bereitet Kopfzerbrechen

NÜRTINGEN. „Theater, Theater“ lautete am Freitag das Motto im „Café Seegras“. Talkmaster Thomas Oser hatte Vertreter diverser Amateur- und Profi-Theatergruppen in die Alte Seegrasspinnerei eingeladen, wo sie ihm Rede und Antwort standen, beziehungsweise saßen. Um der Veranstaltung den nötigen Hintergrund zu geben, zeigten Mitglieder der Neuffener Städtleskomede und des Theaters „Media Luna“ Kostproben ihrer Arbeit.

Ein Ehepaar im Theater, sie sagt: „Do riachts so komisch. Oddo, hosch au frische Sogga azoga?“ Mundart und ein für „Reigschmeckte“ gewöhnungsbedürftiger Humor kennzeichnet die Arbeit der Hobbyschauspieler, die sich landauf, landab zu Theatergruppen zusammenschließen, um in eigener (das heißt eben auch: amateurhafter) Regie ihrem Freizeitbedürfnis nachzugehen, oder sich wie die Theatergruppen des Grötzinger Naturtheaters und der Neuffener Städtleskomede immer wieder mal professionelle Unterstützung sucht (und findet). Neben Regina Reichert und Barbara Koch konnte Thomas Oser auch den frisch gebackenen Präsidenten des Landesverbandes Amateurtheater, Rolf Wenhardt, in seiner Runde begrüßen, der auf eine mehr als 40-jährige Erfahrung als Darsteller, Theaterleiter und Regisseur zurückblicken kann.

Barbara Koch hat 1969 begonnen, an der Arbeit im Grötzinger Naturtheater mitzuwirken, und wird im nächsten Jahr, wie sie sagt, zum 20. Mal dort Regie führen. Regina Reichert kann sich ein Spielen in der Hochsprache nicht recht vorstellen, geht aber in der Identifikation mit dem von ihr jeweils darzustellenden Charakter bis ins kleinste Detail.

Nur eigene Stücke, da ist man sich bei den Profis einig, kommen für sie in Frage. Als Beispiel für ein solches zeigte Gisela Heine von „Media Luna“ nach der Pause einen Ausschnitt aus ihrem neuesten Programm „Auch die Schatten haben eine Seele“, mit dem sie kürzlich gemeinsam mit ihrem Partner und Regisseur Pino Capitani im Nürtinger Schlosskeller Premiere hatte.

Anders als bei „Media Luna“, dessen „Spiritus rector“ Capitani das Theater als „autonome Kunstform“ etablieren möchte, die von der Dominanz der Sprache zu befreien sei, gehen Jens Nüßle und Stephan Hänlein wesentlich pragmatischer mit ihrer Präferenz für Selbstgeschriebenes um. „Es fehlte ein Stück, also schrieb ich eins“, kennzeichnet Stephan Hänlein lapidar den Beginn der gemeinsamen Theaterarbeit und sein Partner ergänzt ebenso kurz: „Und da war es.“Beide Truppen stehen im Moment in einer Umbruchsituation. „Media Luna“ suchen derzeit einen Proberaum und nach Auftrittsmöglichkeiten. Die Leute von der Theaterspinnerei denken, wie sie sagen, derzeit mehr in Bau- als in Theaterstoffen, nimmt doch ihr neues Domizil im alten Bahnhof Frickenhausen allmählich Gestalt an. Schließlich, so Jens Nüßle, wolle man im kommenden Frühjahr den Spielbetrieb aufnehmen. Dass der Weg dahin allerdings nicht nur lang, sondern auch dornig sein wird, verdeutlicht Stephan Hänleins Bekenntnis: „Uns geht langsam das Geld aus.“

Damit war man bei einem Problem, das Amateure wie Profis gleichermaßen betrifft: die Finanzierung ihrer Arbeit. Die Töpfe der öffentlichen Hand sind entweder leer oder geben nicht viel her. Allerdings scheint sich da die Situation der Theaterleute, wie Rolf Wenhardt süffisant bemerkt, ziemlich von der anderer Förderungswürdiger zu unterscheiden: „Wir bekommen gerade mal ein Zehntel von dem, was dem Sport gestrichen werden soll.“ Heinz Böhler