Tor zum Paradies steht offen

Am Wochenende wurde die „Paradise Lounge“ eröffnet

Nürtinger Zeitung vom 10.7.2014 von Thomas Oser

NÜRTINGEN. Bevor man ins Paradies eintritt, sollte man zunächst das Kleingedruckte der „Geschäftsbedingungen“ lesen. Dies geschah am Sonntag bei der Eröffnung der „Paradise Lounge“ an der Freien Kunstakademie Nürtingen. Bei einem philosophischen Café mit Dr. Thomas Oser wurde die herausfordernde Frage gestellt: „Who wants to live forever?“ Das Gespräch begann mit einem fiktiven Szenario: Unsterblichkeitspillen wurden den Teilnehmenden angeboten, die daraufhin entscheiden mussten, ob sie unwiderruflich bis in alle Ewigkeit leben oder mit ihrer Endlichkeit vorliebnehmen wollten. Es entspann sich ein reger persönlich-philosophischer Austausch über den Traum und Albtraum der Unsterblichkeit.

Der Philosophie folgte am Abend der zweite „permaneNT“-Künstlertreff: Rund 25 Kunstschaffende verschiedener Sparten aus Nürtingen und Umgebung stellten sich teilweise mit einem Werk vor. So gab es unter anderem eine Tischinstallation zu sehen, welche das oberflächliche Facebook-Phänomen des Teilens und Likens in den Kontext des „Letzten Abendmahls“ zurückversetzte. Im Mittelpunkt standen die Ausführungen von Andreas Mayer-Brennenstuhl und Bernd K. Lörz von der „nn-akademie“ zum internationalen Symposium „Wir sind schon da. Gruß aus Eden“, welches vom 22. bis 24. August in Nürtingen stattfinden wird. Bei diesem geht es darum, trotz der allgegenwärtigen Krisen und Katastrophen Visionen von einem nachhaltigen und gelungenen Leben zu entwickeln.

Der Auftakt der „Paradise Lounge“ war gelungen, was in den kommenden Wochen folgt, ist vielversprechend: Am Samstag, 12. Juli, legen die DJs der Rumpelkammer elektronische Musik auf. Eine Woche später folgt das „Schön am Neckar“-Festival des Kulturvereins Provisorium mit sieben Bands an zwei Tagen. Am 20. Juli schließlich gibt es dann um 20 Uhr „Paradise-Impro“ mit der Theatergruppe Charmeützel.

Die „Paradise Lounge“ sollte ursprünglich im Eingangsbereich der Freien Kunstakademie ihren Platz finden. Die Eröffnung des Melchior-Biergartens machte diesen Plan aber obsolet. Jetzt ist sie am Schlagplatz der Akademie eingerichtet. Das hat auch seine Vorteile: Denn der Ort ist lauschig und von da aus ist es nur einen Schritt in den Hölderlin-Park, wo man entspannt umherwandeln kann – zwischen dem „Schlaraffenland Mobile“, das von Studierenden der Hochschule für Kunsttherapie gestaltet wurde. Es ist Teil der Installation „Zone der verschwenderischen Fülle“, die der Künstler Andreas Mayer-Brennenstuhl zusammen mit Flüchtlingen aus dem Nürtinger Containerdorf und der Jugendwerkstatt der Alten Seegrasspinnerei aufgebaut hat.