Eine von zwölf Stationen: "Der tote Baum oder: Vom Sinn des unsinnigen Tuns" (Thomas Oser) Foto: jhm

Immer einzigartig: Begegnung mit den Werken der Natur

Gießener Allgemeine und Gießener Anzeiger über ein szenisches landart-Projekt mit Thomas Oser, Mallo Wünschmann und anderen

Gießener Allgemeine vom 29.7.08:

Laubach (jhm). Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des »Riethenberghauses«, Tagungsstätte für Ausbildung und Entwicklung humanistischer Psychologie und Gestaltpsychotherapie in Wetterfeld, verwandelte am Wochenende eine Naturkünstler-Gruppe um die Aachenerin Mallo Wünschmann das anliegende Wiesengrundstück in einen »Natur + Kunst-Wandelgang«.

In wunderschöner Frühlingslandschaft, bei herrlichem Wetter begegneten sich auf dem Rundweg der Tagungsstätte am Rande Wetterfelds Natur, Kunst und Mensch auf völlig neue Weise. Großes Vorbild für die Künstler ist Andy Goldsworthy. Dessen beeindruckende Naturkunstwerke hätten auch die Gruppe um Wünschmann inspiriert, erklärte die Psychotherapeutin und Leiterin des »Riethenberghauses«, Xeto- Doris Henning, in ihrer Begrüßung.

Bereits am Sonntagmorgen hatte man im Kino »Traumstern« in Lich, das ebenfalls 25-jähriges Jubiläum feiert und mit dem »Riethenberg« kooperiert, die Präsentation »Rivers and Tides« (Flüsse und Gezeiten) über den englischen Künstler Goldsworthy gezeigt und dabei das Unvorhersehbare, Überraschende und permanente Risiko seiner künstlerischen Arbeit mit Naturmaterialien beleuchtet.

Des Nachmittags lockten konkret erfahrbare »Natur + Kunst«-Erfahrungstationen auf dem ein Hektar großen Wald- und Wiesengrundstück, dem »Medizinplatz« des »Riethenberghauses«: Zu Beginn konnte, wer wollte, von einem Landesteg aus das wogende Gräsermeer auf sich wirken lassen und einen guten Überblick über den Platz un die Umgebung gewinnen.- Einige der Stationen waren auch szenisch gestaltet. So konnten Besucher- in Anlehnung an eine alte japanische Tradition- einen toten Baum begießen. Ein »Tunnel« - geschaffen aus Zweigen und Schafswolle - sollte ein »Nest-Erlebnis« vermitteln. An einem Buddha-Baum lud derweil eine »Priesterin« zur Stille. Eins mit Erde und Kosmos fühlte sich, wer auf dem von Geomanten (Geomantie = Weissagung aus der Erde) gefundenen »Herz«, im Zentrum des Platzes liegend, ruhte.

Binnen zwei Tagen war der »Natur-Wandelweg« mit zwölf Stationen von zehn Erwachsenen und drei Kindern gemeinsam gestaltet worden. Wichtig ist den Künstlerinnen und Künstlern vor allem, dass jede Begegnung mit ihren Werken einmalig ist, zeigten diese doch- je nach Tageszeit und Witterung- stets unterschiedliche Gesichter, unterliegen ganz den Witterungsbedingungen und damit der Vergänglichkeit von Natur.

Besuch nach Absprache möglich (Tel. 0 64 05-3366, Nachricht hinterlassen).

 

Gießener Anzeiger von 27.5.08:

Kunst zwischen Natur- und Seelenkunde

Xeto Doris Henning und Mallo Wünschmann zeigen Land-Art-Projekt am Riethenberghaus mit heimischen Künstlern

Rüdiger Oberschür LICH. Eis, Steine, Blätter, Zweige - das sind die Materialien, aus denen der schottische Land-Art-Künstler Andy Goldsworthy seine Werke formt. Dokumentarfilmer Thomas Riedelsheimer hat Golds- worthys Schaffen über vier Jahre begleitet und daraus "Rivers and Tides" gemacht. Der Film lief am Sonntagmittag als Vorprogramm zum Wetterfelder Land-Art-Projekt, das daraufhin einmalig rund um den Medizinplatz des Riethenberghauses begangen werden konnte. [...]

Xeto Doris Henning und Mallo Wünschmann heben vor allem die filligrane Seite seines Schaffens hervor. "Inspirierend ist, wie Goldsworthy die Schönheit der Natur nachahmt und gleichzeitig unterstützt", meint Henning kurz vor Beginn der Ausstellungseröffnung auf dem Medizinplatz am Wetterfelder Riethenberghaus, Zentrum für Psychotherapie, Kunst, Bewusstseins- und Körperarbeit, das in diesem Jahr mit einem vielfältigen Programm sein 25-jähriges Bestehen feiert.

Hier wird Tee und Wasser mit eigens gepflückter Minze aus der Umgebung gereicht. Die aktuelle Ausstellung auf dem Medizinplatz will einen Bogen von der Fachrichtung der Gestalt-Psychologie zur Land-Art schlagen. [...] Wichtig bei der Verknüpfung von Gestalt-Psychologie und Land-Art ist die Vergleichbarkeit von künstlerischem Akt und den Therapieansätzen der Gestalt-Psychologie, das Entstehen einer Idee, eines Sachverhalts und die damit zusammenhängen Entwicklungen.

Doch vor allem geht es in der begehbaren Freiluftausstellung, die Henning und Wünschmann mit einer Hand voll heimischer Künstler in zwei Tagen aufgebaut haben, um die Harmonie von Körper, Natur und Kosmos. Vor allem die Besucher, die den Parcours jeweils alleine erkunden.

Sieben Stationen sind aufgebaut. Einmal durchläuft man einen Zweigtunnel, ein anderes Mal führt eine Art Schamanin um einen Steinkreis und gießt mit dem jeweiligen Gast Wasser aus einem Holzeimer über die Erde. Ein weiterer Künstler, dem es wie vielen hier genügt, dass man ihn nur als Friedrich kennt, lädt per Gongschlag zum Niederlegen am "Herzpunkt" des Medizinplatzes ein, wo man kosmische Kraft der Erde spüren soll. Ein ganz besonders weiches Gras wachse hier, erfährt man, bevor der Gong ertönt. Am Ende des Parcours trifft man auf einen verhüllten Trommler, der in Zeitlupe Töne an einem kleinen Tümpel produziert Bemerkenswert ist insgesamt die selbstverständliche, völlig entspannte Stille und Konzentration, mit der diese meditativen Performances, geheimnisvollen Ritualen gleich, vor sich gehen. [...]